Warum ich Bielendorfers Podcast nicht mehr empfehle

Karikatur eines Mannes mit grauen, kurzen Haaren, der entspannt mit Kopfhörern am chaotischen Schreibtisch sitzt, eine Kaffeetasse in der Hand hält und die Füße auf den Tisch gelegt hat – Symbol für kreatives Arbeiten im kontrollierten Chaos.

„Ich habe die Empfehlung des Podcasts „Alliteration am Arsch“ von Bastian Bielendorfer und Reinhard Remfort heute offline genommen. Der Grund dafür ist, dass ich die antifaschistische/antirassistische Haltung, die Bielendorfer im Podcast »Alliteration am Arsch« vertritt, nicht mit seinem Besuch bei Dieter Nuhr in Einklang bringen kann. Bielendorfer scheint nur so lange moralisch zu handeln, wie es bequem ist und allenfalls Gratismut erfordert. Sobald der rechtsdrehende, libertäre Nuhr mit Kohle winkt, ist all das schnell vergessen. Für mich ist es unvereinbar, sich in einem Podcast gegen Faschismus und Rassismus zu stellen und gleichzeitig bei einem Kabarettisten wie Nuhr aufzutreten, der regelmäßig reaktionäre und problematische Positionen vertritt.

In letzter Zeit fällt Nuhr immer wieder dadurch auf, dass er nach unten tritt und mit seinen Äußerungen bewusst den rechten Rand bedient. 2020 kritisierte er das Buch von Alice Hasters, »Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten«, und bezeichnete den Titel als »reißerisch« und »rassistisch« gegenüber Weißen. Dabei unterstellte er der Autorin Rassismus, ohne sich mit ihren tatsächlichen Argumenten auseinanderzusetzen, was im Tagesspiegel als »schlicht ignorant« bewertet wurde. 2021 wurde Nuhr in der Sendung Die Anstalt sowie 2023 von Jan Böhmermann persifliert, und Volker Pispers nannte ihn den »humoristischen Arm der Pegida-Bewegung«. Heute würde Pispers ihn wohl den »humoristischen Arm der AfD« nennen.

Nuhr ist auch bekannt für seine Islamkritik, die oft in Stereotypen abgleitet, und seine abfälligen Bemerkungen über Klimaaktivisten wie Greta Thunberg, was ihm ebenfalls breite Kritik einbrachte. Seine wiederholte Relativierung des menschengemachten Klimawandels und seine Kritik an der Wissenschaft, insbesondere in Bezug auf die COVID-19-Pandemie, haben ihn zunehmend ins rechte Lager gerückt. Darüber hinaus kritisierte er mehrfach geschlechtergerechte Sprache und identitätspolitische Bewegungen, die er als »Ideologie« abwertete.

Diese Doppelmoral und die problematischen Positionen, die Nuhr immer wieder vertritt, lassen mich die Glaubwürdigkeit von Bielendorfers Haltung im Podcast »Alliteration am Arsch« völlig in Frage stellen. Für mich ist es nicht mehr möglich, diesen Podcast reinen Gewissens zu empfehlen, wenn einer der Hosts gleichzeitig bei jemandem wie Nuhr auftritt, der die Grenzen von Humor und Satire längst überschritten hat, um rechte Ressentiments zu schüren.“

Author: -th-

Jahrgang 1976, Musiker, Mentalist und Autor mit ausgeprägter Neigung zu sinnlosen Fakten und sinnvollen Meinungen. Lebt in Köln, ist aber keiner von dort – was ihm die Stadt erstaunlich wenig übelnimmt. Unverheiratet, aber in einer festen Beziehung mit Film, Serie und Hörspiel. Wenn er nicht auf Bühnen steht oder in Tastaturen hämmert, schwafelt er über Kabarett, alte TV-Schätze und die Welt im Allgemeinen – vorzugsweise bei einem gut gelaunten Kölsch. Hält sich selbst für witziger, als er tatsächlich ist, findet das aber völlig in Ordnung.

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